Wandersegelflug 2010

Vorgeschichte

Die Idee für einen Wandersegelflug hatten wir schon einmal im Jahre 2008. Wir wollten mit unserem Vereins Duo Discus in den Pfingstferien Deutschland von oben erkunden. Die beiden Wohnmobile, der Anhänger und die Crew waren abfahrtbereit... Doch leider kam alles ganz anders. Wegen eines Krankheitsfall fiel die Idee leider in letzter Sekunde ins Wasser.

Im Jahre 2009 kauften wir uns unsere neue Maschine D-KONI. Das Jahr nutzten wir zum üben und umschulen. Schnell lernten  wir das Leistungspotential und die Möglichkeiten die man als Selbststarter hat, zu schätzen. So war es auch kein Wunder, dass die Idee zu einem Wandersegelflug wieder aufkeimte.

Ein planbarer Flugplatz mit Quartier sollte jetzt jederzeit erreicht werden können, so dass man auf Anhänger und Wohnmobil verzichten kann.

Nachdem die Pfingstferien sehr früh im Jahr lagen, konnten wir unsere Familien überzeugen dass wir den Urlaub nicht am Meer, sondern in unserer Heimat verbringen, wobei dann eine Woche dem Wandersegelflug gehören sollte. Soweit die Planung. 

Was überhaupt nicht mitspielte und unsere Planung über den Haufen warf, war das Wetter. Es regnete, die Wolken hingen tief und das über mehrere Tage. Es regnete sogar soviel, dass das Werdenfelser Land im Hochwasser versank.

 

Hochwasser in Eschenlohe
Hochwasser in Eschenlohe

Ab Mittwoch den 02.Juni versprach der Wetterbericht für das Wochenende Wetterbesserung. Und tatsächlich, ab Donnerstag Mittag hörte es auf zu regnen und der Freitag sollte schon fliegbar sein. So packten wir unsere Sachen und wollten wenigstens noch für 3 Tage auf Reisen gehen. Die Routenplanung ging am Freitag nach Nordwesten, am Samstag nach Osten und am Sonntag sollten wir wieder zurück nach Eschenlohe in den Süden.

 

Freitag 04.Juni 2010

Der Morgen begann neblig und kein einziges blaues Loch war zu sehen.

Wir surften auf sämtlichen Webcams Richtung Nordwesten und tatsächlich ab einer Linie Kempten-Memmingen-Ulm war der Himmel frei und die Sonne schien. Wir fuhren durch  große Pfützen an den Flugplatz und bauten die ASH auf. Danach volltanken, abkleben, alles einpacken und den Flieger zum Startplatz fahren. Die Front ist zwischenzeitlich abgezogen , die Sonne zeigte sich von Ihrer besten Seite und die ersten Wassersäcke zeigten den Weg ins Flachland. Wir starteten gegen 14.20 Uhr und die ersten Kilometer verliefen sehr gut. Unser Tagesziel sollte Walldorf werden. Wir kannten den Platz und unser Flieger sollte den Weg dorthin auch finden, schließlich kauften wir dort unsere  D-KONI . Schnell trocknete der Himmel ab und die Wolken lösten sich auf. Es gab nur noch Blauthermik. Jetzt wurde es für uns Alpenflieger schwierig. Wir flogen von einem Flugplatz zum nächsten und nahmen jedes Steigen mit das wir finden konnten. Über Erbach war die Reise fast zu Ende. Wir waren in Platzrundenhöhe und ich wollte mich schon melden, als plötzlich aus dem Sinken ein Nullschieber und  wieder Steigen wurde.

Die Reise ging weiter.  Immer wieder Höhe machen und zum nächsten Fluplatz abgleiten. In Heilbronn war endgültig Schluß. Wir waren wieder bis auf 300m unten. Nun war es auch schon 18.40Uhr und die Thermik wurde abgeschaltet. Doch wo ist denn hier der Flugplatz??? Die Karte, das LX der PDA, alle sagten ein Segelflugplatz muß unter uns sein. ... Keine Halle,keine Bahn , nichts zu sehen. Also Motor raus und noch einmal auf Höhe gehen. Bis Walldorf waren es noch ca.40km. Die schaffen wir doch auch noch. Und tatsächlich, wir schweben in die Platzrunde und es meldet sich noch jemand am Funk. Der Flugleiter heisst uns willkommen und noch im Flieger wir werden gleich zum Grillen eingeladen. Schnell den Flieger verzurren und schon sitzen wir bei lecker Fleisch und Bier. Als Quatier organisierte die Jugend des Vereins eine große Matratze und wir konnten im Briefingraum übernachten. Vielen Dank noch einmal für den schönen Abend. 

 

Samstag 05.Juni.2010

 

Der Tag beginnt in strahlendem Blau. Wir sitzen wieder vor der Halle und genießen das Frühstück. Auch hier noch einmal ein Dankeschön an die Jugend des Vereins. Im Anschluss richten wir unseren Flieger her, tanken wieder voll und warten das die ersten Cumulis uns den Weg nach Osten zeigen. Wir telefonieren mit einem Freund vom Nachbarflugplatz Weinheim, der uns heute begleiten und  seine Gegend mit seiner ASH25 zeigen will. Gegen Mittag meldet er sich vom Königstuhl, dem Hausberg, dass es los geht. Wir verabschieden uns in Walldorf und genießen mit Hilfe einer 235PS Maule einen Katapultstart. Dieser war nötig, da Walldorf nur  eine 450m Grasbahn besitzt. Mit unserem Motor steigen wir zum Königstuhl, wo wir auf die andere ASH25 HG stossen. Wir machen noch kurz etwas Höhe und gleiten dann in den Odenwald ab. Wir folgen brav unserem Guide der auch immer wieder im Blauen Thermik findet. Der Weg führt gemeinsam nach Nordosten bis über den Main bei Altfeld. Dort trennen wir uns, da wir ja weiter in den Osten wollten und die HG leider wieder zurück mußte. So flogen wir nach der Taktik des Vortags wieder brav von Flugplatz zu Flugplatz und es lief eigentlich gut. Vorbei an Schweinfuhrt, Hassfurt, Bamberg...

Eine große Herausforderung ist für uns Alpenflieger das mitnavigieren. Aber dank PDA und LX7000 funktioniert das auch ganz gut. Am späteren Nachmittag kommen wir in eine labilere Luftmasse und es bilden sich Cumulis die uns den  Weg wieder Richtung Süden zeigen, vorbei an Grafenwöhr nach Regensburg, wo wir gegen 17.30Uhr ankommen . Nun folgen wir den paar Wolken in den Bayerischen Wald finden aber auf Grund der Zeit nicht mehr so richtig den Anschluß und gleiten ab. Von der Höhe hätte es gut für Straubing gereicht, aber wir wollten lieber zu einem Flugplatz mit Segelflugbetrieb und entschieden uns noch bis Deggendorf zu gleiten. Der Rechner gibt uns plus 100m. Aber da liegt noch ein großer Fluß , die Donau, zwischen uns und dem Ziel. Wir wollten kein Risiko eingehen und so holten wir noch einmal für 300m den Motor raus. Gegen 18.40 Uhr  und nach 382km landeten wir in Deggendorf. Beim Feierabendbier und im Gespräch mit Fliegerkameraden wurde unsere Entscheidung nicht in Straubing zu landen, nur bestätigt. Angeblich verlangt man dort eine Handlingsgebühr für das Flächenhalten in Höhe eines braunen Scheines.

Die Nacht verbrachten wir in einer Pension im Nachbardorf.  Hier auch noch einmal ein Dank für das Leihen der Flugplatzfahrräder.

 

 

 

Sonntag 06.Juni.2010

 

Wieder beginnt der Tag wolkenlos und wunderschön. Nach einem ausgiebigen Frühstück radelten wir zurück zum Flugplatz und machen alles startklar.

Von Seiten der Vereinsmitglieder wird uns keine große Hoffnung auf Anschluß in die Thermik gemacht. Am besten wäre es, wenn wir mit Motor in den Bayerischen Wald fliegen würden. Nachdem für unser Heimatziel Eschenlohe für den Spätnachmittag Gewitter vorhergesagt wurde, wollten wir aber nicht den großen Umweg östlich um die CTR Salzburg machen , und entschieden uns mit Motor gleich Richtung Süden auf Höhe zu gehen und Richtung Chiemsee in die Berge abzugleiten. Wieder war die Mittagshitze groß und der Wind stand ungünstig, so dass wir sicherheitshalber eine Remoqueur davor schnallten und einen 3 Minuten Schlepp machten. Unsere Motorroute führte dann über Pfarrkirchen , Kirchdorf westlich vorbei an der CTR Salzburg . In 2600m machten wir den Motor aus und wir glitten an die Vorberge von Unterwössen. Hier gab es endlich wieder Thermik, in einer Form wie wir es kennen. Zwischen 1,5 m/s und 3,0m/s zeigte unser Vario und wir waren schnell an der Basis. Jetzt war es ein Kinderspiel von Rippe zu Rippe zu fliegen, entlang unserer bekannten Berge.  Pünktlich zum Kaffee erreichten wir wieder unseren Heimatplatz.

In den 3 lehrreichen Tagen flogen wir 13:49h und 780km

 

 

Flug von Deggendorf nach Eschenlohe
Flug von Deggendorf nach Eschenlohe